Vortrag von Prof. Dr. Siegfried Zimmer, zum Gedicht »Todesfuge« von Paul Celan.

Datum und Uhrzeit: 
Samstag, 4. März 2023 - 19:00
Ort: 
Friedenskirche Wichernstrasse 32, Lüneburg

Paul Celan greift in seinem Gedicht zurück auf ein Stilmittel der Musik, die Fuge. Das Gedicht Todesfuge ist ein versuch von Paul Celan 1945 Worte zu finden für das unvorstellbare Grauen des zweiten Weltkrieges. Es beginnt mit den Worten: "Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts wir trinken und trinken wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng .... " ohne Punkt und Komma. >>Das Gedicht »Todesfuge« stellt jeden von uns vor die Frage, wie wichtig ihm die Erinnerung an die Judenvernichtung (Shoa) ist, wie er mit dieser Erinnerung umgeht und was er aus ihr macht.<< heißt es in seiner Ankündigung.

04. März 2023, Friedenskirche Lüneburg - um 19.00 Uhr, Wichernstr. 32, Lüneburg

Anlässlich der Woche der Brüderlichkeit lädt die Gesellschaft zu einem Vortrag  des ev. Theologen und Religionspädagogen Prof. Zimmer ein. Er wird eines der berühmtesten Gedichte von Paul Celan biografisch einordnen und interpretieren: "Todesfuge". Es ist ein ergreifendes Gedicht, in dem Celan in metaphorischen Bildern vom Leiden und Sterben im Holocaust spricht.

Prof. Zimmer ist blind und wird seinen Vortrag frei halten. Im Anschluss an seinen Vortrag ist eine Gesprächsrunde vorgesehen. Musikalisch wird der Abend begleitetet durch „Hewenu Shalom“.

Es lädt ein: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lüneburg e.V.

 

Todesfuge, Paul Celan

Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

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Prof. Dr. Siegfried Zimmer